Historie

Die frühen Wurzeln der Frauensteiner Feinmechanik liegen im Orgelbau des Gottfried Silbermann und der weltberühmten Glashütter Uhrenbetriebe. Die erzgebirgischen Manufakturen haben Spezialisten hervorgebracht, deren Nachfahren heute Fähigkeiten wie Präzision, Kreativität und Zuverlässigkeit in die moderne Feingerätetechnik einbringen.

  • 1943 | 15. Februar

    Maschinenbauer Johannes Tittel gründet im stillgelegten Gasthaus Schützenhaus Frauenstein eine Fertigungsstätte für feinmechanische Bauteile.


    Johannes Tittel, selbst in Schlottwitz bei Glashütte tätig, überträgt die Betriebsleitung an seinen Bruder Kurt. Aus Gastraum und Tanzsaal werden Maschinenräume. Der Betrieb fertigt Bauteile für Funk- und Nachrichtengeräte sowie die Flugzeugindustrie.

  • 1945

    Die Rote Armee beschlagnahmt fast sämtliche Maschinen und Werkzeuge.

    Die wenigen verbliebenen Mitarbeiter fertigen Kochplatten, Feuerzeuge, Gartengeräte, Vorhängeschlösser, aber auch Triebe und Zahnräder für ein Unternehmen in Mittweida, welches Schaltuhren herstellt.

  • 1950

    Auf der Leipziger Messe präsentiert das Unternehmen die „Tittel-Bohrmaschine“. Sie entwickelt sich zum Verkaufsschlager.


  • 1950er Jahre

    Der Betrieb fertigt u. a. Zulieferteile für Schaltuhrenhersteller. Es entsteht die Idee, eine eigene Schaltuhr zu entwickeln.


    Am Küchentisch zeichnete Kurt Tittel erste Entwürfe seiner Schaltuhren. Er entwickelt Schaltuhren mit Präzisionspendel und 35 Tagen Gangreserve. Eine Sonderausführung besitzt sogar eine astronomische Zeitscheibe, wodurch sich die Schaltzeit im Jahresverlauf entsprechend der Verschiebung der Sonnenauf- und -untergangszeit automatisch verstellt. Sie wird zur Steuerung von Straßenbeleuchtungen eingesetzt.

  • 1953

    Tittel-Schaltuhren werden erstmals auf der Leipziger Messe präsentiert.


    In den Folgejahren exportiert das Unternehmen jährlich bis zu 50 Prozent der Produktion u. a. nach Jugoslawien, Griechenland, Indien und Holland.

  • 1953 | 1. April

    Johannes Tittel übergibt den Frauensteiner Betriebsteil an seinen Bruder Kurt Tittel. Trotz staatlicher Repressalien wagt Kurt Tittel die Selbständigkeit.

  • 1960

    Der Staat zwingt den Privatunternehmer zur Aufnahme einer staatlichen Beteiligung. Es entsteht die Kurt Tittel KG.

  • 1960er Jahre

    Der Betrieb fertigt vorrangig Tarifschaltuhren für die Energiewirtschaft und erlangt damit eine Monopolstellung in der DDR.


    Jede Nachtspeicherheizung in der DDR ist mit einer Schaltuhr aus Frauenstein ausgestattet. Ihr Vorteil: Sie ist flexibler einstellbar als andere Schaltuhren. Im Zeitraum 22 bis 6 Uhr kann nochmals ein individuelles Zeitfenster gewählt werden - eine technische Besonderheit in einer Zeit ohne Mikrorechner.

  • 1964

    Ein neues Produktionsgebäude entsteht.

    Die Baustelle ist eine Winterbaustelle. Da halbstaatliche Betriebe keine staatlichen Kontingente für Bauleistungen erhalten, nutzt Kurt Tittel die bauarme Zeit.

  • 1972 | 17. April

    Der Staat erzwingt die Überführung der Kurt Tittel KG in Volkseigentum. Kurt Tittel übernimmt die Leitung des VEB Zeitschaltelektronik.


    Anfang der 70er Jahre werden alle halbstaatlichen und privaten Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeitern in der DDR aufgelöst und in Volkseigene Betriebe überführt. Die bis dahin noch zu einem gewissen Grad marktwirtschaftlich agierenden Unternehmen verlieren mit der Eingliederung in Kombinate vollends ihre Flexibilität.

  • 1976

    Im Zuge der Kombinatsbildung wird der Betrieb in den VEB Uhrenwerk Glashütte integriert.


    Die Schnittstellen zwischen dem Schaltuhrenproduzenten und dem Kombinat für Armbanduhren sind gering. Die Produktion der Schaltuhren erfolgt weiterhin nahezu autark in Frauenstein. Der Stammbetrieb übernimmt Buchhaltung, Materialwirtschaft und Entwicklung, nicht aber den Vertrieb.

  • 1987

    Kurt Tittel geht in den Ruhestand.

  • 1990

    Nach der politischen Wende stellt Kurt Tittel als ehemaliger Komplementär der Kurt Tittel KG den Antrag auf Reprivatisierung des Familienbetriebes. Es folgen lange Verhandlungen mit der Treuhandanstalt in Berlin.

  • 1992

    Im April 1992 erfolgt die Rückübertragung des Familienbetriebes. Tittels Söhne Johannes und Christian werden zu gleichen Teilen Geschäftsführer der Tittel Feingerätetechnik KG.


    Mit fünf Jahrzehnten Erfahrung, neun Mitarbeitern und einer maroden Gebäudesubstanz beginnt die Suche nach Überlebenskonzepten für die feinmechanische Fertigung. Der Bau und Vertrieb von Schaltuhren bleiben zunächst wichtigstes Standbein. Sukzessive kommen neue feinmechanische Komponenten für diverse Branchen hinzu.

  • 1993

    Startschuss für die Modernisierung des Maschinenparks und die Gebäudesanierung: Der erste CNC-Drehautomat geht in Betrieb.


    Zur ersten CNC-Maschine ergänzen bald zehn weitere computergesteuerte Drehautomaten, zwei Fräsbearbeitungszentren und ein Teilereinigungsautomat den Maschinenpark.

  • 1995

    Meilenstein im Qualitätsmanagement: Das Unternehmen erhält die Erstzertifizierung nach DIN ISO 9002.

    Unterstützung erhält der Betrieb durch Professor Priebsch von der Technischen Hochschule Mittweida.

  • 1997

    Die Tittel KG führt ein Produktionsplanungs- und Steuerungssystem ein.

    Die Umstrukturierung, die Christian Tittel vorantreibt, sorgt für größere Flexibilität und Transparenz und legt die Grundlage für schlanke Verwaltungsstrukturen.

  • 1998

    Automatendreherei und Lagerflächen werden erweitert.


  • 2000

    Tittel Feingerätetechnik KG nimmt erstmals an der Hannover-Messe teil.


  • 2003

    Umfirmierung in Tittel Feingerätetechnik GmbH & Co. KG

  • 2008

    Eine 800 m² große Fertigungshalle wird eingeweiht.


    Die Maschinen arbeiten fortan vernetzt. Neben einer großzügigen Fertigungsfläche, verfügt das Gebäude über ein modernes Lüftungs- und Klimatisierungssystem.

  • 2009

    Der Maschinenpark wird um eine CNC-5-Achsen-Fräsmaschine erweitert.


  • 2012

    Ein gläsernes Empfangsgebäude mit modernen Beratungs- und Sozialräumen entsteht.


  • 2013 | Februar

    Johannes Tittel scheidet altersbedingt aus dem Unternehmen aus.

  • 2018

    Das Unternehmen feiert sein 75-jähriges Bestehen.

  • 2020

    Umfirmierung in Tittel Feingerätetechnik GmbH – Samuel Kermelk ist neuer Eigentümer des Unternehmens. Christian Tittel geht in den Ruhestand.


  • 2021

    Fortwährende Investitionen in hochmoderne CNC-Drehtechnik


  • 2023

    Manuel Hüttel tritt als weiterer Geschäftsführer in die Leitung des 80-jährigen Traditionsbetriebes ein.